
3. Wasserkonferenz Lausitz - Strukturwandel in der Wasserwirtschaft der Lausitz

Auf Schleichfahrt oder äußerste Kraft voraus?
Nachdem in den Jahren 2021 und 2023 die Bestandssituation sowie die Folgen des Kohleausstiegs auf das Flussgebiet der Spree im Fokus standen, gab es zur dritten Wasserkonferenz erste Weichenstellungen für eine sichere Wasserversorgung der Zukunft in den bisher vom Bergbau geprägten Flussgebieten von Spree und Schwarzer Elster.
Eingeladen hatte der Wasser-Cluster-Lausitz e.V. gemeinsam mit der IHK Cottbus und der BTU Cottbus-Senftenberg wiederrum zahlreiche Wasserfachleute sowie Vertreter aus Politik und Behörden in das Gründungszentrum Startblock B2 auf dem Uni-Campus in Cottbus. Mit 160 Präsenzteilnehmern und 120 Teilnehmern an den Bildschirmen bewies die 3. Wasserkonferenz wiederrum eine gute Resonanz.
Grußworte
Prof. Gesine Grande, Präsidentin der BTU, unterstrich in ihrer Eröffnungsrede die Rolle der Universität als Plattform für den fachlichen Austausch und den Diskurs. Sie betonte, dass das Thema Wasser zu den größten Herausforderungen der Lausitz gehört und die BTU mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und durch Absolventinnen und Absolventen zu Lösungen beitragen kann. Im Vergleich zu vielen anderen Universitäten Deutschlands verzeichnet die BTU weiter steigende Bewerberzahlen aus dem In- und Ausland, was auch mit dem in der Lausitz zu bewältigenden Strukturwandel zu tun hat, sind doch ähnliche Aufgaben auch in anderen Teilen Deutschlands und weltweit zu bewältigen.
IHK-Hauptgeschäftsführer André Fritsche hob hervor, dass die IHK als Mitveranstalter bewusst dieses Format unterstützt, da eine ausreichende und zuverlässige Wasserversorgung zu den Grundfesten eines erfolgreichen Strukturwandels in der Lausitz und darüber hinaus gehört.
Berlins Umwelt-Staatssekretärin Britta Behrendt richtete klare Worte an die Teilnehmer. Zum einen wissen die Berlinerinnen und Berliner um die Zusammenhänge zwischen dem Kohleausstieg in der Lausitz und einer gesicherten Wasserversorgung der Metropolregion Berlin-Brandenburg und zum anderen steht Berlin bei der Vorbereitung und Umsetzung nachhaltiger wasserwirtschaftlicher Lösungen fest an der Seite der Länder Brandenburg und Sachsen. Die Dimension dieser Mehrgenerationenaufgabe verlangt aber auch zwingend, dass sich der Bund künftig weiter mit in diesen Prozess einbringt. Hierbei seien immer wieder klare Forderungen an den Bund zu richten.
Block 1 Vormittag
Die Obersten Wasserbehörden der Länder Sachsen, Brandenburg und Berlin, vertreten durch die Abteilungsleiterinnen Dr. Regina Heinecke-Schmitt, Anke Herrmann und Dr. Birgit Fritz-Taute führten eine Standortbestimmung zu den umfangreichen wasserwirtschaftlichen Herausforderungen in der Lausitz durch. Sie zeigten sich überzeugt, dass der vorgesehene Arbeitsplan in den kommenden Jahren eine solide Entscheidungsgrundlage zu den aktuellen Themen Wasserbevorratung und Wasserüberleitung darstellen wird. Als Oberlieger arbeitet Sachsen derzeit an einer Speicherstudie mit dem Ziel der Erhöhung der Speicherkapazitäten in den Flussgebieten von Spree und Schwarzer Elster und ebenfalls an Varianten zur Überleitung von Elbewasser in die Lausitz. Brandenburgs Schwerpunkt liegt auf der Koordinierung für den Aufbau eines lausitzweiten Grundwasserströmungsmodells als künftige Grundlage eines länderübergreifenden Grundwassermanagements sowie an einer Verfeinerung des Steuerbausteins „Spreewald“ mit seinen über 1000 km langen Fließwegen und vielen Staugürteln. Berlin schreibt seien Masterplan Wasser kontinuierlich fort mit der eindeutigen Feststellung, dass eine sichere Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung Berlins ganz klar an einer weiterhin ausreichenden und sicheren Bereitstellung von Spreewasser hängt. Noch vor Ablauf dieses Jahrzehnts sollen alle Arbeiten abgeschlossen und zusammengefasst sein, damit von den Entscheidungsträgern über konkret umzusetzende Maßnahmen und Vorhaben beschlossen werden kann.
Block 2 Nachmittag
Kathy Sommer von der LMBV informierte in einem gut bebilderten Vortrag über den Sanierungsfortschritt, hob hervor, dass von dem ehemals bestehenden Wasserdefizit über 7 Mrd. Kubikmeter dieses Defizit inzwischen kleiner 1 Mrd. Kubikmeter ist und dass nunmehr im Jahr 2026 eine Freigabe der Lausitzer Seenkette incl. der schiffbaren Verbindungen, bestehend aus Partwitzer, Geierswalder, Sedlitzer und Großräschener See freigegeben werden kann. Mit Nachdruck wies sie darauf hin, dass im Gegensatz zu den mehr als 10.000 Jahre alten natürlichen Seen Brandenburgs die sehr jungen Bergbaufolgeseen sehr behutsam in eine öffentliche Nutzung überführt werden müssen. Die Sicherheit ist oberstes Gebot und so gilt es, eine ständige Balance zu finden zwischen Wasserverfügbarkeit, Seewasserstand und Gestaltungsarbeiten an den Ufern.
Dr. Christoph Gerstgraser widmete sich in seinem Vortrag dem Aspekt der Volatilität der künftigen Wasserführung von Gewässern 2. Ordnung. Im ehemaligen und auch noch aktiven Braunkohlenrevier hängen viele kleine Gewässer am „Tropf des Bergbaues“, sprich sie werden mit Sümpfungswasser gespeist. Dies ist endlich und mit Blick auf die Bergbaufolgelandschaft mit ihren vielen Seen und den Wirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt, werden viele dieser kleinen Gewässer nur noch temporär wasserführend sein oder aber einen gegenüber der Vergangenheit deutlich niedrigeren Basisabfluss aufweisen. Der Rückgang kann deutlich mehr als 50% betragen. Darauf muss sich nicht nur die Gewässerunterhaltung einstellen, sondern es müssen auch die naturschutzfachlichen Zielstellungen für viele unter Schutz gestellte Gewässer überprüft werden. Ebenso die Anforderungen der EU-WRRL an diese Gewässer.
Dr. Claus Gerhard Bannick vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz nahm geschickt den Ball von Dr. Gerstgraser auf bezüglich des künftig zu erwartenden Rückgangs der Basisabflüsse. Gereinigtes Abwasser benötigt an der Einleitstelle in natürliche Gewässer einen Mindestabfluss. Er zeigte in seinem Vortrag zur Errichtung eines Reallaborzentrums für Innovative Wasser- und Abwassertechnik in der Lausitz den Sachstand und die Perspektiven auf. In diesem Kontext wurden auch die in Deutschland anstehenden Herausforderungen bei der Abwasserbehandlung verdeutlicht. Zur Dimension führte er aus, dass in den 9300 Kläranlagen Deutschlands jährlich 15 Mrd. Kubikmeter Abwasser, davon 10 Mrd. Kubikmeter kommunales Abwasser gereinigt werden.
Block 3 nach der Kaffeepause
Spannungsgeladen endete die Konferenz mit einem Podiumsgespräch zur Frage der Neuausrichtung von Bewirtschaftungsstrukturen in der brandenburgischen Lausitz angesichts der vielen entstehenden Bergbaufolgeseen. Gesprächsmoderator, Prof. Michael Hübner, Vizepräsident für Forschung und Transfer an der BTU, hatte die Herren Bernd Sablotny, Sprecher der Geschäftsführung der LMBV, Detlev Wurzler, Geschäftsführer des Lausitzer Seenlandes Brandenburg, Dr. Gero von Daniels, Geschäftsführer der Geschäftsstelle des Steuerungs- und Budgetausschusses Bergbausanierung, Rainer Schloddarick, Präsident des Landeswasserverbandstages Brandenburg, Sebastian Fritze, Präsident des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe des Landes Brandenburg und Berlin sowie Dr. Thomas Koch, Leiter Geotechnik der LEAG zu Gast. Bergbaufolgeseen sind ein großer Attraktivitätsgewinn und zugleich Wertschöpfungsfaktor für die Lausitz, so Detlev Wurzler für das Beispiel Senftenberger See. Einigkeit herrschte darüber, dass der ganz überwiegende Teil der Bergbaufolgeseen in sichere und für jedermann nutzbare Seen zu entwickeln ist. Dabei gilt Augenmaß angesichts der dafür benötigten Aufwendungen. Bergbau ist endlich und so rankte sich die Diskussion um künftige Eigentümerschaft und Bewirtschaftung. Während durch den Freistaat Sachsen bereits klare Botschaften an die LMBV gesendet wurden, die größeren und auch zur Steuerung des Wasserhaushalt genutzten Seen zu übernehmen, existiert für Brandenburg bislang eine Rahmenvereinbarung, die jedoch keine konkreten Schritte und Bedingungen enthält. Auch wenn bei vielen Seen noch Arbeiten erforderlich sind, sollten Entscheidungen zur künftigen Eigentümerschaft und Bewirtschaftung nicht auf die lange Bank geschoben werden. Der Frage, ob man in Brandenburg wegen der vielen Bergbaufolgeseen neue Bewirtschaftungsstrukturen braucht, erteilte Rainer Schloddarick eine Absage. Was wir brauchen, sind klare Zuordnungen zu und innerhalb bestehender wasserwirtschaftlicher Strukturen, so Schloddarick. Der Moderator resümierte: „Dies war erst ein Auftakt für eine weiter zu vertiefende Diskussion, in wessen Verantwortung die vielen bereits entstandenen und noch entstehenden Bergbaufolgeseen langfristig liegen sollten.“
Schlusswort
In seinem Schlusswort bedankte sich der Erste Vorsitzende des Wasser-Cluster-Lausitz e.V., Ingolf Arnold, bei allen Teilnehmenden und insbesondere den Referent*innen und kündigte eine Fortführung des Formats für den März 2027 als 4. Wasserkonferenz Lausitz, dann wieder im Freistaat Sachsen, an.